von Bernhard Rusch | Herausgeber „applaudissement“
Auch wir waren früher, von einem gewissen Originalitätswahn auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen getrieben, ausschließlich für abstrakte oder konkrete Kunst.
Glaubten auf Gegenständlichkeit und Realismus in der Malerei weitestgehend verzichten zu können, weil wir meinten diese zur Genüge mit Hilfe der Fotografie herstellen zu können.
Ein Ansatz, der allein schon bei der Annäherung von der materiellen Seite her überdacht werden muss: eine Fotografie fängt Lichtreflexe ein und verarbeitet – im Gegensatz zu ihrem Wortstamm – die verschiedenen Schattierungen.
Licht malen kann hingegen nur der Maler. Auch wenn es die wenigsten so beherrschen wie Brigitte Yoshiko Pruchnow. Die diesen Sekundenbruchteil des auf verschiedenen Oberflächen reflektieren- den und sie durchdringenden Lichts einfängt. Und ihn in und durch ihre Malerei in der Wahrnehmung so intensiviert, dass er sich in die Ewigkeit ausdehnt.
Das heißt also: schon rein handwerklich betrachtet können die verschiedenen Disziplinen nie das- selbe Ergebnis erzeugen. Ähnliche Ausdrucksformen und Gefühle – vielleicht…
Ein Maler ist zudem ein Schöpfer, weil er Alles aus dem Nichts entstehen lassen kann.
Aber vor allem kann er uns auch Dinge zeigen, die uns niemand sonst zeigen kann.
An denen der Enthüllungsjournalist mit und ohne Kamera ebenso scheitert wie der Happening- und Installationskünstler.
Und das hat noch gar nichts mit der Frage der Gegenständlichkeit zu tun. Jedoch gilt auch dazu: Der Fotograf kann fotografieren, was gerade da ist, der Monteur montieren, was ihm zur Verfügung steht. Der Maler kann malen, was er will. Und sich dabei ästhetisch und inhaltlich dem nähern, was man als Wahrheit bezeichnen mag.
Aber warum denn gegenständliche Malerei?
Nun, vielleicht weil das Abstrakte nach 100 Jahren doch eine Tendenz zum rein Dekorativen hat? Und wir in Ausstellungen keine Entwürfe für Sofabezüge, sondern doch lieber Kunstwerke, Bilder sehen wollen. Bilder, die nicht nur durch den Titel verständlich werden…
Das alles heißt nicht, dass wir irgendeine Form der künstlerischen Äußerung ablehnen. Nein.
Aber wir mögen die Bilder von Brigitte Yoshiko Pruchnow. Bilder, die auf den ersten Blick vielleicht fast banal – eben schlicht, wie es die Wahrheit auch ist – erscheinen. Da sie keine Philosophien oder Weltanschauungen propagieren. Sondern zunächst abbilden. Dabei aber doch durch die Wahl der Motive anrühren. Aufrütteln? Beispielsweise zum Nachdenken über ein Grundelement des Lebens – Wasser – anregen. Und es „begreiflicher“ machen…
Und bei aller technischen Raffinesse doch klar und eindeutig strukturiert sind. Ruhe und Gelassenheit ausstrahlend. Und damit nicht nur Freude schenken, sondern auch Meditation ermöglichen. Und uns einen Moment in die Gegenwart, in das Hier und Jetzt, entführen…